Im Gespräch mit Erik Gruhn – Ressortleiter Öffentlichkeitsarbeit – Nordrhein-Westfälischer Judo-Verband e.V.

Erik Gruhn hat sich Zeit für uns genommen und uns Geduldig ein paar Fragen beantwortet.

Wie geht es nach Corona weiter? Bzw. wie sehen Ihre Planungen aus, planen Sie schon wieder Turniere, was hat sich im Judosport alles durch den Virus geändert?
EG: Der Nordrhein-Westfälische Judo-Verband (NWJV) hat bereits wieder erste Turniere unter strengen Hygienevorgaben durchgeführt. Hier ist Nordrhein-Westfalen sicherlich Vorreiter in Deutschland. Für November ist sogar wieder ein erstes bundesweites Turnier geplant.

Seit dem 01.10. gibt es keine Personenbegrenzungen mehr beim Kontaktsport. Die Hygiene- und Abstandsregeln bleiben aber für die Zuschauer. Das klingt einfach, können Wettkämpfe jetzt wieder problemlos geplant werden?
EG: Der NWJV geht bei der Durchführung von Wettkämpfen sehr behutsam vor. Wir setzen hauptsächlich auf kleine Veranstaltungen mit wenigen Teilnehmern und Zuschauern. Die Organisation ist für die Vereine auf jeden Fall mit einem größeren Aufwand verbunden. Von einer „Normalität“ sind wir noch sehr weit entfernt. Für alle Verantwortlichen, die in der Regel ehrenamtlich tätig sind, ist der Mehraufwand unter Coronabedingungen enorm: Hygienekonzepte müssen erstellt und überwacht werden, Matten müssen desinfiziert werden und vieles mehr. Im Vordergrund steht in jedem Fall die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler.

„Wir unterstützen diesen Wettbewerb des DJB. Das Interesse ist sehr groß“

Stichwort DJB-Team-Cup 2020 – Auf regionaler Ebene kämpfen, auf nationaler Ebene vergleichen! Wie wird in Nordrhein-Westfalen das Angebot angenommen?
EG: Wir unterstützen diesen Wettbewerb des DJB. Das Interesse ist sehr groß. Da der DJB-Team-Cup aber gerade erst angelaufen ist, können wir hier noch nicht sagen, wie stark die Beteiligung in Nordrhein-Westfalen sein wird.

Schön, dass sich der Judobund überhaupt Gedanken macht. Es gibt sogar Preise für die Teilnehmer zu gewinnen. Gerade Wettkämpfe sind wichtig für die sportliche Entwicklung. Entsteht gerade ein neuer Spirit? Sollte man solche Events nicht dauerhaft planen?
EG: Wir sind überzeugt davon, dass einige neue Veranstaltungsformate auch in Zukunft durchgeführt werden könnten. Hier gibt es viele gute Ideen.

Wie sieht die Terminplanung aus, haben offizielle Meisterschaften einen Sportler freundlichen Ersatztermin bekommen? Wie bewerten Sie die aktuelle Situation?
EG: Wir können nicht alle Veranstaltungen nachholen. Im Ligabetrieb beispielsweise wird es statt einer kompletten Saison nur einen Kampftag geben, jedoch nur für die Vereine, die teilnehmen möchten. Einen Einfluss auf Auf- und Abstieg wird das in diesem Jahr nicht haben. Wir starten 2021 wieder mit dem Teilnehmerkreis von 2020. Der Qualifikationsmodus für die Meisterschaften Anfang 2021 wird gegebenenfalls auch verändert.

„Die Digitalisierung ist in unserem Verband aktuell ein großes Thema und wird durch Corona sicherlich beschleunigt“

Wie haben Sie die letzten 9 Monate erlebt? Gab es evtl. sogar aus der Not entstandene Änderungen, die Sie auch für die Zeit nach Corona beibehalten möchten?
EG: Die Digitalisierung ist in unserem Verband aktuell ein großes Thema und wird durch Corona sicherlich beschleunigt.

Bei einigen Vereinen wurden zum Schluss das Training und auch die Gürtelprüfung Online organisiert. Was halten Sie davon?
EG: Unsere Vereine haben hier viele interessante Angebote entwickelt. Neben der Online-Gürtelprüfung gab es auch Bezirkskaderlehrgänge online oder ganze Wochenenden mit Online-Workshops. Hier haben sich ganz neue Möglichkeiten aufgezeigt.

Bei einigen Kampfsportarten gibt es zum Trainingsbeginn sogar wieder bereits Zulauf bei den Anfängern (Breitensport). Zeitgleich wird aber auch beklagt das einige Wettkämpfer ihren Dobok an den berühmten Nagel gehangen haben. Wie verhält sich das beim Judo?
EG: Neben der normalen Fluktuation hat es nur wenige Abmeldungen bei den Vereinen gegeben. Es fehlen aber die Neuzugänge von sechs Monaten. Werbeaktionen sind ausgefallen, Kooperationen mit Kindergärten und Schulen laufen nur langsam wieder an. Dennoch gibt es nach dem Wiedereinstieg bei den Judo-Vereinen schon wieder viele Nachfragen und Neuanmeldungen.

„Die Ruhr Games sind für unsere Sportart eine tolle Gelegenheit, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren“

Zum Schluss noch das Thema Medianpräsenz. Uns persönlich hat es schon etwas geärgert das in der Fußball freien Zeit lieber eSport anstatt Rand- und Leistungssportarten zur Überbrückung in den Sportmedien angeboten wurde. Müssen wir damit Leben das selbst ohne Fußball der Kampfsport in den Medien kaum eine Chance hat?
EG: Durch die neuen elektronischen Medien hat der Judosport eine gute Möglichkeit erhalten, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Bei sportdeutschland.tv laufen inzwischen sehr viele Veranstaltungen im Livestream und on demand. Die Internationale Judo-Föderation bietet von den großen Events umfangreiches Videomaterial an. In den klassischen Medien versuchen wir weiterhin, eine gewisse Präsenz zu erlangen.

Veranstaltungen wie z.B. die Ruhr Games sind ein Beleg, wie unterhaltsam ausgesuchte olympische, Randsportarten sind. Wäre das Modell auch in anderen Bundesländern kopierbar?
EG: Die Ruhr Games sind für unsere Sportart eine tolle Gelegenheit, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dies werden wir auch in Zukunft nutzen. Wenn es andere sportartübergreifende Events gibt, ist das eine gute Gelegenheit, sich überall daran zu beteiligen und dadurch Aufmerksamkeit zu erlangen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Das letzte Wort gehört Ihnen…
EG: Wir wünschen uns, dass wir in einigen Wochen wieder eine gewisse „Normalität“ erreichen. Langfristig bieten sich durch die Bewerbungen für die Universiade 2025 und später vielleicht auch für die Olympischen Spiele 2032 in der Rhein-Ruhr-Region tolle Möglichkeiten für unseren Sport.

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